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Neigungswinkel verstehen – Der praktische Guide für sichere Ladungssicherung

Neigungswinkel verstehen – Der praktische Guide für sichere Ladungssicherung

Warum der Neigungswinkel entscheidend ist

Der Neigungswinkel bei Anschlagmitteln ist kein theoretisches Detail – er hat direkten Einfluss auf die Sicherheit Ihrer Ladung und die Belastung Ihrer Zurrmittel. Ein falscher Winkel kann die Tragfähigkeit um bis zu 50% reduzieren und zu gefährlichen Situationen führen.

In diesem Guide erfahren Sie:

  • Was der Neigungswinkel genau bedeutet

  • Wie er die Tragfähigkeit beeinflusst

  • Welche Winkel in der Praxis sicher sind

  • Wie Sie den optimalen Winkel berechnen


Was ist der Neigungswinkel?

Der Neigungswinkel beschreibt den Winkel zwischen dem Anschlagmittel (Kette, Gurt oder Seil) und der vertikalen Achse der Last. Er entsteht, wenn Sie mehrsträngige Anschlagmittel verwenden und die Aufhängepunkte nicht direkt über dem Schwerpunkt der Last liegen.

Einfach ausgedrückt: Je weiter die Anschlagpunkte auseinander liegen, desto größer wird der Neigungswinkel – und desto höher die Belastung auf jeden einzelnen Strang.


Wie der Neigungswinkel die Tragfähigkeit beeinflusst

Die Physik ist eindeutig: Mit zunehmendem Neigungswinkel steigt die Kraft auf jeden Strang exponentiell. Hier die kritischen Werte:

Tragfähigkeits-Reduktion nach Winkel

  • 0° (vertikal): 100% Tragfähigkeit

  • 15°: ca. 97% Tragfähigkeit

  • 30°: ca. 87% Tragfähigkeit

  • 45°: ca. 71% Tragfähigkeit

  • 60°: ca. 50% Tragfähigkeit

  • über 60°: Kritischer Bereich – nicht empfohlen!

Faustformel: Bei 60° Neigungswinkel verdoppelt sich die Belastung pro Strang. Ein 2-Strang-Anschlag mit je 1.000 kg Tragfähigkeit kann dann nur noch 1.000 kg statt 2.000 kg sicher heben.


Normen und gesetzliche Vorgaben

Die relevanten Normen geben klare Grenzen vor:

EN 1677-1 (Anschlagketten):

  • Maximaler Neigungswinkel: 60° zur Vertikalen

  • Empfohlener Arbeitsbereich: 0–45°

EN 12195-3 (Zurrgurte):

  • Optimaler Winkel für Niederzurren: 90° zur Ladefläche

  • Bei Direktzurren: Möglichst steiler Winkel bevorzugt

DGUV Regel 109-017 (Ladungssicherung):

  • Fordert Berücksichtigung des Neigungswinkels bei der Berechnung

  • Sicherheitsfaktor muss eingehalten werden


Praxisbeispiele: So berechnen Sie den sicheren Winkel

Beispiel 1: 2-Strang Kettenanschlag

Ausgangssituation:

  • Last: 2.000 kg

  • 2-Strang Anschlagkette, je 1.000 kg WLL (Working Load Limit)

  • Abstand der Anschlagpunkte: 2 m

  • Höhe des Anschlagpunkts über Last: 1,5 m

Berechnung des Neigungswinkels: tan(α) = Abstand/2 ÷ Höhe = 1 m ÷ 1,5 m = 0,67 α = arctan(0,67) = ca. 34°

Tragfähigkeit bei 34°: Reduktionsfaktor: ca. 0,83 Tatsächliche Tragfähigkeit: 2 × 1.000 kg × 0,83 = 1.660 kg

Ergebnis: Die Last von 2.000 kg kann mit dieser Konfiguration nicht sicher gehoben werden. Sie müssen entweder stärkere Ketten verwenden oder den Winkel verkleinern.

Beispiel 2: Optimierung durch Anpassung

Lösung 1 – Winkel reduzieren:

  • Anschlagpunkte näher zusammen (1,2 m statt 2 m)

  • Neuer Winkel: ca. 22°

  • Neue Tragfähigkeit: 2 × 1.000 kg × 0,93 = 1.860 kg – immer noch knapp

Lösung 2 – Stärkere Ketten:

  • 2-Strang Anschlagkette mit je 1.500 kg WLL

  • Bei 34° Winkel: 2 × 1.500 kg × 0,83 = 2.490 kg – sicher!


Checkliste: Neigungswinkel in der Praxis kontrollieren

Vor jedem Anschlag prüfen:

  • Sind die Anschlagpunkte so nah wie möglich am Schwerpunkt?

  • Liegt der Neigungswinkel unter 45° (optimal) bzw. maximal 60°?

  • Wurde die reduzierte Tragfähigkeit berechnet und dokumentiert?

  • Sind die Anschlagmittel für die tatsächliche Belastung ausgelegt?

  • Gibt es Prüfzeugnisse und Kennzeichnungen (WLL) an allen Anschlagmitteln?

  • Wurde die Last gleichmäßig auf alle Stränge verteilt?

Warnsignale:

  • Anschlagmittel stehen sehr flach (großer Winkel)

  • Unterschiedliche Strecklängen der Stränge

  • Sichtbare Überlastung oder Verformung


Häufige Fehler vermeiden

Fehler 1: Winkel wird nicht berücksichtigt

Problem: Viele Anwender gehen von der vollen WLL aus, ohne den Neigungswinkel einzuberechnen.Lösung: Immer den Reduktionsfaktor anwenden oder Tabellen verwenden.

Fehler 2: Zu weite Anschlagpunkte

Problem: Aus Bequemlichkeit werden Anschlagpunkte zu weit außen gewählt.Lösung: Anschlagpunkte so nah wie möglich am Schwerpunkt positionieren.

Fehler 3: Ungleiche Lastverteilung

Problem: Ein Strang trägt mehr Last als die anderen.Lösung: Schwerpunkt genau ermitteln und Stränge gleichmäßig belasten.

Fehler 4: Keine Dokumentation

Problem: Berechnungen werden nicht dokumentiert – bei Unfällen fehlt der Nachweis.Lösung: Lastberechnungen und Winkel schriftlich festhalten.


Schnellreferenz-Tabelle: Neigungswinkel und Tragfähigkeit

Neigungswinkel

Reduktionsfaktor

Tragfähigkeit bei 1.000 kg WLL pro Strang (2-Strang)

1,00

2.000 kg

15°

0,97

1.940 kg

30°

0,87

1.740 kg

45°

0,71

1.420 kg

60°

0,50

1.000 kg

Hinweis: Diese Werte sind Richtwerte. Beachten Sie immer die Herstellerangaben und geltenden Normen.


Fazit: Sicherheit beginnt mit dem richtigen Winkel

Der Neigungswinkel ist ein kritischer Faktor für sichere Hebe- und Zurrvorgänge. Mit dem richtigen Wissen und sorgfältiger Planung vermeiden Sie Überlastungen, schützen Ihre Mitarbeiter und erfüllen gesetzliche Vorgaben.

Unsere Empfehlung:

  • Arbeiten Sie im Optimalbereich von 0–45°

  • Berechnen Sie die Tragfähigkeit vor jedem Einsatz

  • Dokumentieren Sie Ihre Berechnungen

  • Schulen Sie Ihr Team regelmäßig

Benötigen Sie Unterstützung? Wir bieten fachkundige Beratung, Schulungen und Risikoanalysen für Ihre individuellen Anforderungen. Kontaktieren Sie uns für eine maßgeschneiderte Lösung.


Rechtlicher Hinweis: Dieser Guide dient der Information und ersetzt keine fachkundige Beratung. Beachten Sie stets die geltenden Normen (EN 1677-1, EN 12195-3, EN 818-4), Herstellerangaben und gesetzlichen Vorgaben (DGUV). Bei Unsicherheiten konsultieren Sie einen Sachverständigen für Anschlagtechnik.

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