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kennzeichnung anschlagketten: Praxis-Leitfaden zu EN-Normen

Eine vorschriftsmäßige Kennzeichnung von Anschlagketten ist weit mehr als nur Bürokratie – sie ist das entscheidende Sicherheitsmerkmal im täglichen Hebebetrieb. Man kann sich diese Markierung wie das Typenschild bei einem Auto vorstellen: Es verrät auf einen Blick alles, was man über Leistung, Belastbarkeit und Herkunft wissen muss. Ohne diese Daten ist ein sicherer Einsatz schlichtweg unmöglich.

Warum die richtige Kennzeichnung von Anschlagketten entscheidend ist

Jede Anschlagkette ist für ganz bestimmte Lasten und Einsatzbedingungen gebaut. Wenn die Kennzeichnung fehlt oder nicht mehr lesbar ist, hat der Anwender keine Chance, die Eignung der Kette für die anstehende Aufgabe zu beurteilen. Das öffnet Tür und Tor für Fehleinschätzungen, gefährliche Überlastungen und im schlimmsten Fall für schwere Unfälle. Die Markierung ist also die direkte Kommunikationslinie vom Hersteller zum Anwender, die garantiert: "Diese Kette wurde geprüft und hält, was sie verspricht."

In Deutschland ist die Kennzeichnung von Anschlagketten deshalb streng geregelt. Jede Kette muss nicht nur ihre Güteklasse (meist Güte 8 oder Güte 10) zeigen, sondern auch einen H-Stempel tragen. Dieser Stempel ist der Nachweis für die Hochfestigkeit des Materials. Fehlt diese Kennzeichnung oder ist sie unvollständig, ist die Sache klar: Die Kette darf nicht mehr benutzt werden, weil lebenswichtige Sicherheitsinformationen fehlen. Einen tieferen Einblick in die Hintergründe dieser Vorschriften bietet übrigens dieser Artikel über Sicherheitsvorschriften von RUD.

Eine Anschlagkette ohne lesbare Kennzeichnung ist wie ein Medikament ohne Beipackzettel – potenziell lebensgefährlich. Sie gehört unter keinen Umständen in den Einsatz und muss sofort aus dem Betrieb entfernt werden.

Was die Kennzeichnung verrät

Die Markierung auf dem Anhänger und den einzelnen Kettengliedern gibt Aufschluss über mehrere kritische Punkte, die für die tägliche Arbeit unerlässlich sind:

  • Tragfähigkeit (WLL): Das A und O. Sie zeigt die maximal zulässige Last, die unter bestimmten Bedingungen gehoben werden darf.
  • Güteklasse: Gibt Auskunft über die Materialfestigkeit der Kette (z. B. GK8 oder GK10). Höhere Güteklasse bedeutet mehr Power bei gleichem Kettendurchmesser.
  • Hersteller: Ermöglicht die Rückverfolgung zum Produzenten und ist entscheidend für Haftungsfragen im Schadensfall.
  • CE-Zeichen: Bestätigt, dass die Kette den europäischen Sicherheitsstandards entspricht und im Binnenmarkt verkauft werden darf.

Diese Infos sind keine Nebensache, sondern die Grundlage für schnelle und sichere Entscheidungen im Arbeitsalltag. Sie beantworten die wichtigste Frage: Ist diese Kette für den Job geeignet oder nicht?

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Elemente noch einmal übersichtlich zusammen. Diese Angaben sollten Sie auf jeder geprüften Anschlagkette finden.

Die wichtigsten Kennzeichnungselemente im Überblick

Diese Tabelle fasst die zentralen Bestandteile der Kennzeichnung von Anschlagketten und ihre jeweilige Bedeutung zusammen.

Kennzeichnungselement Was es bedeutet Warum es wichtig ist
Tragfähigkeit (WLL) Die maximale Last in Kilogramm oder Tonnen, die die Kette sicher heben darf. Verhindert Überlastung und Kettenbruch. Die wichtigste Angabe für den Anwender.
Güteklasse (z. B. GK8) Gibt die Festigkeit des Kettenstahls an. GK10 ist fester als GK8. Bestimmt die Belastbarkeit der Kette bei einem bestimmten Durchmesser.
Herstellerkennzeichen Ein Kürzel oder Logo, das den Produzenten der Kette identifiziert. Ermöglicht die Rückverfolgung bei Mängeln und klärt die Produkthaftung.
CE-Zeichen Bestätigt die Konformität mit den Sicherheitsanforderungen der EU. Zeigt, dass die Kette legal in der EU in Verkehr gebracht wurde und grundlegende Standards erfüllt.
H-Stempel Dokumentiert die Hochfestigkeit des Materials und die Prüfung der Güteklasse. Ein zentrales Qualitätsmerkmal, das die Eignung als hochfeste Anschlagkette bestätigt.
Chargennummer Eine einmalige Nummer zur Identifizierung der Produktionscharge. Entscheidend für Rückrufaktionen, falls bei einer bestimmten Charge Materialfehler auftreten.

Es lohnt sich also, beim nächsten Einsatz einen genauen Blick auf den kleinen Anhänger zu werfen. Er erzählt die ganze Geschichte der Kette und ist Ihr wichtigster Partner für sicheres Arbeiten.

Den Code auf Anhänger und Kettengliedern entschlüsseln

 

Ein detaillierter Blick auf den Kennzeichnungsanhänger einer Anschlagkette, der verschiedene Symbole und Zahlen zeigt.

 

Jede Anschlagkette spricht ihre eigene, standardisierte Sprache. Um die zu verstehen, müssen wir uns zwei Dinge ganz genau ansehen: den H-Stempel auf den einzelnen Kettengliedern und den Kennzeichnungsanhänger. Man könnte sagen, der Anhänger ist so etwas wie der Personalausweis für das gesamte Kettengehänge. Beide Teile sind absolut entscheidend, um Sicherheit und Eignung einer Kette richtig einzuschätzen.

Der H-Stempel ist weit mehr als nur ein simpler Buchstabe auf dem Metall. Er ist ein Gütesiegel, das die Hochfestigkeit des Materials bestätigt. Auf den Gliedern finden Sie meistens eine Kombination wie „H8“ oder „H10“. Die Zahl dahinter verrät die Güteklasse – und damit direkt, wie belastbar die Kette ist.

Güteklassen im direkten Vergleich

Die Güteklasse gibt an, welche Nennspannung der Kettenstahl aushält, gemessen in N/mm². Eine höhere Zahl bedeutet, die Kette kann bei gleichem Durchmesser mehr Last tragen. Das ist in der Praxis ein riesiger Vorteil, denn so lassen sich leichtere, handlichere Ketten für schwere Lasten einsetzen.

  • Güteklasse 8 (GK8): Der bewährte Allrounder und Standard für die meisten alltäglichen Hebeaufgaben. Sie bietet eine absolut solide Leistung zu einem fairen Preis.
  • Güteklasse 10 (GK10): Diese Klasse packt bei gleichem Durchmesser rund 25 % mehr Tragfähigkeit als GK8. Sie ist immer dann die beste Wahl, wenn es auf jedes Kilo ankommt und Gewicht gespart werden muss.
  • Güteklasse 12 (GK12): Die absolute Premiumklasse. Sie schafft bis zu 50 % mehr Tragfähigkeit als GK8 und kommt bei extremen Hebeaufgaben zum Einsatz, wo maximale Leistung bei minimalem Eigengewicht gefordert ist.

Ein ganz wichtiger Punkt: Das Mischen von Bauteilen unterschiedlicher Güteklassen ist extrem gefährlich und absolut tabu. Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wenn Sie beispielsweise einen Haken der Güteklasse 8 in ein Gehänge der Güteklasse 10 einbauen, sinkt die Tragfähigkeit des gesamten Systems sofort auf das niedrigere Niveau von GK8.

Den Kennzeichnungsanhänger richtig lesen

Während der H-Stempel die Qualität der einzelnen Glieder nachweist, finden Sie auf dem Anhänger alle Infos, die für den Betrieb des kompletten Gehänges wichtig sind. Für den Anwender vor Ort ist dieses kleine Metallschild das wichtigste Dokument überhaupt.

Der Kennzeichnungsanhänger ist nicht nur ein Stück Metall – er ist die Betriebsanleitung für den sicheren Einsatz. Eine fehlende oder unleserliche Plakette macht die gesamte Anschlagkette sofort unbrauchbar und zu einem massiven Sicherheitsrisiko.

Auf dem Anhänger stehen präzise Angaben zur Nenntragfähigkeit (WLL), die sich je nach Anschlagart und Neigungswinkel ändert. Üblicherweise finden Sie dort die Werte für einen 1-Strang, 2-Strang (bei 0–45° und 45–60°) und oft auch für 4-Strang-Gehänge. Wenn Sie mehr zur korrekten Anwendung von Mehrstrang-Gehängen wissen möchten, schauen Sie in unseren Leitfaden für 4-Strang-Kettengehänge.

Zusätzlich sind auf dem Anhänger der Hersteller, die CE-Kennzeichnung und eine einmalige Identifikationsnummer vermerkt. Diese Daten sind essenziell, denn sie ermöglichen eine lückenlose Rückverfolgbarkeit und sind für die gesetzlich vorgeschriebene jährliche Prüfung unerlässlich.

Die rechtlichen Grundlagen sicher im Griff

Die korrekte Kennzeichnung von Anschlagketten ist alles andere als eine freiwillige Kür – sie ist gesetzliche Pflicht. Dahinter steht ein solides Fundament aus deutschen und europäischen Vorschriften, die alle dasselbe Ziel haben: maximale Sicherheit für die Menschen, die damit arbeiten, und den Schutz wertvoller Lasten. Auch wenn das Regelwerk auf den ersten Blick wie ein Dschungel aus Paragraphen wirkt, lässt es sich auf ein paar klare Prinzipien herunterbrechen.

Die oberste Instanz in Deutschland ist die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV). Sie nimmt den Arbeitgeber unmissverständlich in die Pflicht. Er muss sicherstellen, dass nur geprüfte und sichere Arbeitsmittel eingesetzt werden – und dazu gehören Anschlagketten ohne jeden Zweifel. Das heißt, er ist direkt dafür verantwortlich, dass die Kennzeichnung stimmt und die Prüffristen eingehalten werden.

DGUV und EN-Normen als praktische Wegweiser

Handfeste, praktische Vorgaben liefern die Vorschriften der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Für Anschlagketten ist hier vor allem die DGUV Regel 109-017 (vielen noch als BGR/GUV-R 500, Kapitel 2.8 bekannt) entscheidend. Sie ist quasi die Betriebsanleitung für den sicheren Umgang und gibt detaillierte Anweisungen zur Benutzung, Prüfung und Wartung. Mehr dazu finden Sie in unserem praxisnahen Artikel zur DGUV Regel 109-017, der die wichtigsten Punkte auf den Punkt bringt.

Auf europäischer Ebene bildet die EN 818-Normenreihe das technische Rückgrat. Diese Normen definieren bis ins kleinste Detail, was eine sichere Rundstahlkette für Hebezwecke ausmacht – von der Herstellung über die Prüfung bis hin zur Kennzeichnung.

Stellen Sie sich die EN 818 wie ein technisches Kochrezept für eine sichere Anschlagkette vor. Sie schreibt genau vor, welche „Zutaten“ (Material) und welche „Zubereitungsschritte“ (Herstellung, Prüfung) nötig sind, damit am Ende ein absolut zuverlässiges und sicheres Produkt entsteht.

Die wichtigsten Teile dieser Normenfamilie sind:

  • EN 818-1: Legt die allgemeinen Abnahmebedingungen fest – quasi die Qualitätskontrolle.
  • EN 818-2: Definiert die technischen Anforderungen speziell für Ketten der Güteklasse 8.
  • EN 818-4: Beschreibt die Anforderungen an die komplette Anschlagkette, also das fertige Kettengehänge.
  • EN 818-6: Enthält die entscheidenden Informationen für die Benutzung und Instandhaltung, die jeder Anwender kennen muss.

Diese Vorschriften greifen wie Zahnräder ineinander. Der Arbeitgeber trägt laut BetrSichV die Gesamtverantwortung, während die DGUV-Regeln und EN-Normen ihm und dem Anwender klare, umsetzbare Anleitungen an die Hand geben. Wer diese Grundlagen kennt, schafft nicht nur Rechtssicherheit, sondern vor allem ein sicheres Arbeitsumfeld. Und das sollte immer an erster Stelle stehen, denn die Konsequenzen bei Missachtung reichen von empfindlichen Bußgeldern bis hin zum Verlust des Versicherungsschutzes, wenn doch mal etwas passiert.

So meistern Sie die regelmäßige Prüfung von Anschlagketten

Eine korrekte Kennzeichnung von Anschlagketten ist die halbe Miete – der Grundstein für sicheres Arbeiten ist damit gelegt. Aber diese Sicherheit ist kein Dauerzustand. Sie muss aktiv aufrechterhalten werden, und zwar durch regelmäßige, penibel genaue Prüfungen.

Stellen Sie es sich wie den TÜV für Ihr Auto vor: Das schönste Typenschild nützt nichts, wenn die Bremsen längst verschlissen sind. Die Verantwortung für die Kettensicherheit liegt dabei auf zwei Schultern.

Da ist zum einen die tägliche Sichtprüfung vor jedem einzelnen Einsatz durch den Anwender selbst. Dieser schnelle, aber entscheidende Check stellt sicher, dass keine offensichtlichen Schäden vorliegen, die seit der letzten Benutzung entstanden sind.

Die zweite, tiefere Ebene ist die regelmäßige Prüfung durch eine befähigte Person. Diese Experten-Inspektion geht weit über eine reine Sichtkontrolle hinaus und muss lückenlos dokumentiert werden.

Tägliche Sichtprüfung und die jährliche Expertenprüfung

Die tägliche Kontrolle durch den Anwender ist die erste Verteidigungslinie gegen Unfälle. Hier geht es darum, mit geschultem Auge grobe Mängel zu erkennen: eine offensichtliche Verformung, eine fehlende Sicherung am Haken oder ein beschädigter Kennzeichnungsanhänger.

Die jährliche, formalisierte Prüfung ist hingegen eine ganz andere Hausnummer. Laut Betriebssicherheitsverordnung und DGUV-Regel 109-017 müssen Anschlagmittel mindestens einmal jährlich von einer befähigten Person auf Herz und Nieren geprüft werden. Die DIN 685-5 geht bei Rundstahlketten sogar noch weiter und fordert zusätzlich alle drei Jahre eine spezielle Rissprüfung. In Branchen, wo die Ketten richtig rangenommen werden, wie im Offshore-Bereich, sind die Intervalle oft noch kürzer.

Eine befähigte Person ist nicht einfach nur jemand mit viel Erfahrung. Sie muss durch Berufsausbildung, Berufserfahrung und eine zeitnahe berufliche Tätigkeit die nötigen Fachkenntnisse besitzen, um Arbeitsmittel wie Anschlagketten kompetent zu prüfen.

Diese Experten wissen genau, wo sie hinschauen müssen, und nutzen spezielle Messwerkzeuge, um auch Mängel aufzudecken, die dem bloßen Auge verborgen bleiben. Mehr zu den genauen Anforderungen an diese Prüfer finden Sie in unserem Beitrag über die Prüfung von Hebezeugen.

Praktische Checkliste für die Kettenprüfung

Was genau schaut sich ein Profi bei so einer Prüfung an? Die Liste der kritischen Punkte ist lang und erfordert höchste Genauigkeit. Jedes Detail kann am Ende über Sicherheit oder Versagen entscheiden.

Hier sind die zentralen Prüfpunkte, auf die es ankommt:

  • Verschleiß: Der Durchmesser der Kettenglieder wird an mehreren Stellen gemessen. Eine Abnahme von mehr als 10 % des Nenndurchmessers an nur einer einzigen Stelle bedeutet: sofort ausmustern!
  • Verformung: Es wird nach Längungen, Verdrehungen, verbogenen Gliedern oder aufgebogenen Haken gesucht. Eine Längung der Kette um mehr als 5 % ist ein klares Ablegekriterium.
  • Risse und Brüche: Jedes Glied, jeder Haken, jede Öse wird auf feine Haarrisse, Kerben oder gar Brüche untersucht. Besonders kritisch sind die Biegezonen der Glieder.
  • Korrosion: Starker Rost, vor allem Lochfraß, ist pures Gift für das Material. Er schwächt die Kette erheblich und kann die Tragfähigkeit dramatisch reduzieren.
  • Kennzeichnung: Sind der Anhänger und die H-Stempel noch da und einwandfrei lesbar? Eine fehlende oder unleserliche Kennzeichnung macht die Kette sofort unbrauchbar, da ihre Eigenschaften nicht mehr nachvollziehbar sind.

Jede durchgeführte Prüfung muss in einem Prüfprotokoll festgehalten werden. Diese Dokumentation ist der lückenlose Lebenslauf der Kette und Ihr wichtigster Nachweis gegenüber Behörden und Versicherungen. Sie ist der Schlüssel zu einer gelebten Sicherheitskultur im Betrieb.

Was in der Praxis oft schiefgeht – und wie Sie es besser machen

Im hektischen Arbeitsalltag, wenn es mal wieder schnell gehen muss, passieren Fehler. Das ist menschlich. Doch beim Heben schwerer Lasten können schon kleinste Nachlässigkeiten bei der Kennzeichnung von Anschlagketten katastrophale Folgen haben. Theorie ist das eine, aber die typischen Fallen aus der Praxis zu kennen und zu umgehen, ist das, was am Ende über die Sicherheit im Betrieb entscheidet.

Einer der häufigsten Fehler ist, einen verschmutzten oder unleserlichen Kennzeichnungsanhänger einfach zu ignorieren. Der Gedanke „Die Kette sieht doch noch gut aus“ ist pures Gift für die Arbeitssicherheit. Ohne die Daten auf diesem kleinen Metallplättchen arbeiten Sie im Blindflug – Sie kennen weder die exakte Tragfähigkeit noch die Güteklasse. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein grober Verstoß gegen die Vorschriften.

Umgang mit beschädigten oder fehlenden Kennzeichnungen

Wenn Sie eine Anschlagkette ohne lesbaren Anhänger oder mit unkenntlichen H-Stempeln finden, gibt es nur eine richtige Reaktion, die nicht verhandelbar ist: Die Kette wird sofort aus dem Verkehr gezogen. Hier gibt es absolut keinen Spielraum für Diskussionen oder Interpretationen.

Versuchen Sie niemals, eine fehlende Kennzeichnung selbst zu basteln oder die Tragfähigkeit zu „schätzen“. Nur der Hersteller oder eine speziell dafür qualifizierte „befähigte Person“ darf eine Kette nach einer gründlichen Prüfung neu kennzeichnen. Alles andere ist grob fahrlässig und spielt mit der Gesundheit Ihrer Kollegen.

Tipp direkt aus der Praxis: Richten Sie eine klar definierte „Quarantäne-Zone“ für ablegereife Anschlagmittel ein. Eine knallrote Box oder ein mit Flatterband markierter Bereich genügt schon. So verhindern Sie, dass defekte Ketten aus Versehen wieder in den Umlauf geraten, und schaffen klare Verhältnisse für das ganze Team.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die falsche Einschätzung der Tragfähigkeit, sobald Winkel ins Spiel kommen. Die auf dem Anhänger angegebene maximale Tragfähigkeit (WLL) gilt oft nur für den geraden Zug im Einzelstrang. Sobald Sie eine Last mit zwei oder mehr Strängen anschlagen, sinkt die nutzbare Tragfähigkeit mit jedem Grad, den die Stränge auseinandergehen.

Typische Anwendungsfehler und ihre Konsequenzen

Wer die Gesetze der Physik ignoriert, provoziert zwangsläufig eine Überlastung. Hier sind drei alltägliche, aber brandgefährliche Fehltritte:

  • Neigungswinkel ignorieren: Eine zweisträngige Kette, die für 1.000 kg im direkten Zug ausgelegt ist, kann bei einem Spreizwinkel von 90° nur noch etwa 700 kg sicher heben. Dieser simple Fakt wird im Eifer des Gefechts oft vergessen.
  • Falsche Lagerung: Ketten, die einfach ungeschützt auf dem schmutzigen Hallenboden liegen, sind Feuchtigkeit und Dreck ausgesetzt. Das führt zu Rost, der das Material schwächt und auf Dauer auch die Lesbarkeit der Kennzeichnung zerstört.
  • Eigenmächtige „Reparaturen“: Mal eben ein Kettenglied austauschen oder einen Haken anschweißen? Absolut tabu! Solche Eingriffe machen die geprüfte Festigkeit der Kette zunichte und verwandeln sie in eine unkalkulierbare Zeitbombe.

Der beste Weg, diese Fehler zu vermeiden, ist die regelmäßige Schulung Ihrer Mitarbeiter. Schaffen Sie eine Sicherheitskultur, in der jeder im Team die Bedeutung der korrekten Kennzeichnung von Anschlagketten versteht und weiß, dass hier keine Kompromisse gemacht werden.

Die Zukunft der Kettenkennzeichnung mit RFID und Co.

 

Der klassische Kennzeichnungsanhänger aus Metall hat sich über Jahrzehnte bewährt, keine Frage. Doch die Digitalisierung klopft auch in der Hebetechnik an und bringt Technologien mit, die die Kennzeichnung von Anschlagketten auf ein völlig neues Level heben. Es geht darum, die Verwaltung und Prüfung von Hebezeugen sicherer, schneller und absolut lückenlos zu machen.

Im Mittelpunkt dieser Entwicklung stehen RFID-Chips (Radio-Frequency Identification). Man kann sich diese winzigen Transponder wie einen digitalen Fingerabdruck vorstellen, der direkt und dauerhaft in ein Kettenbauteil eingearbeitet ist. Im Gegensatz zu einem Anhänger, der im rauen Alltag verschmutzen, verbiegen oder gar abreißen kann, bleibt dieser Chip geschützt und jederzeit auslesbar.

Wie RFID die Prüfung revolutioniert

Die Handhabung ist beeindruckend einfach: Der Prüfer hält ein Lesegerät an die Kette, und sofort erscheinen alle relevanten Daten auf dem Bildschirm seines Smartphones oder Tablets. Das ewige Suchen und Entziffern von kleinen, eingestanzten Nummern gehört damit der Vergangenheit an.

Mit RFID-Technologie bekommt jede Anschlagkette eine eigene digitale Lebenslaufakte. Von der ersten Inbetriebnahme über jede einzelne Prüfung bis zur finalen Ausmusterung – jeder Schritt wird automatisch und manipulationssicher dokumentiert.

Diese digitale Verwaltung ist der alten Zettelwirtschaft haushoch überlegen. Das manuelle Abtippen von Seriennummern, eine klassische Fehlerquelle, entfällt komplett. Stattdessen werden die Prüfprotokolle automatisch erstellt, digital unterschrieben und zentral in der Cloud gespeichert.

Die Vorteile auf einen Blick:

  • Eindeutige Identifikation: Verwechslungen sind praktisch ausgeschlossen. Jede Kette hat ihre eigene, einmalige digitale ID.
  • Enorme Zeitersparnis bei der Prüfung: Das Scannen dauert nur Sekunden. Der administrative Aufwand für die Dokumentation wird um bis zu 50 % reduziert.
  • Lückenlose Dokumentation: Alle Prüfberichte sind sofort digital verfügbar, rechtssicher archiviert und jederzeit abrufbar.
  • Maximale Sicherheit: Der aktuelle Status eines Anschlagmittels ist für jeden transparent und nachvollziehbar. Ist die Kette geprüft und einsatzbereit? Ein Scan genügt.

Solche Systeme machen die Verwaltung von hunderten oder tausenden Hebezeugen nicht nur einfacher, sondern vor allem sicherer. Das ist kein ferner Zukunftstraum mehr, sondern wird heute schon in vielen Betrieben erfolgreich eingesetzt. Es ist der nächste logische Schritt, um die Kennzeichnung von Anschlagketten fit für die Anforderungen der Industrie 4.0 zu machen und die Sicherheit im Hebebetrieb auf die Spitze zu treiben.

Aus der Praxis: Die häufigsten Fragen zur Ketten-Kennzeichnung

Theorie ist das eine, der Arbeitsalltag das andere. Selbst nach dem Lesen der Vorschriften tauchen oft ganz konkrete Fragen auf. Hier finden Sie die Antworten auf die häufigsten Unsicherheiten, die uns im Gespräch mit Anwendern immer wieder begegnen – kurz und knackig auf den Punkt gebracht.

Darf ich eine Kette ohne Kennzeichnungsanhänger benutzen?

Die Antwort ist ein klares und unmissverständliches Nein.

Eine Anschlagkette ohne den zugehörigen Anhänger ist wie ein Auto ohne Typenschild und Papiere – niemand weiß, was sie leisten kann. Sie gilt sofort als „ablegereif“ und muss umgehend aus dem Betrieb genommen werden. Ohne die Angaben zur Tragfähigkeit (WLL), Güteklasse und zum Hersteller ist ein sicherer Einsatz schlicht unmöglich.

Was passiert, wenn der H-Stempel unlesbar ist?

Hier gilt dasselbe Prinzip wie beim fehlenden Anhänger. Ist die Prägung auf den einzelnen Kettengliedern, also der H-Stempel des Herstellers oder die Güteklasse, durch Abrieb und Verschleiß nicht mehr eindeutig zu erkennen, hat die Kette ihre Zulassung verloren.

Sie liefert keine verlässliche Information mehr über ihre geprüften Eigenschaften und darf nicht weiter verwendet werden.

Merken Sie sich: Eine unleserliche Kennzeichnung ist sicherheitstechnisch dasselbe wie eine fehlende Kennzeichnung. In beiden Fällen muss die Kette sofort aus dem Verkehr gezogen werden, um schwere Unfälle durch falsche Annahmen zu verhindern.

Wer darf eine Kennzeichnung erneuern?

Eine gute und wichtige Frage! Ist eine Kennzeichnung beschädigt oder der Anhänger verloren gegangen, darf dieser ausschließlich vom Hersteller oder einer dazu befähigten Person erneuert werden.

Das ist aber nicht einfach nur das Anbringen eines neuen Schildes. Zuvor muss die Kette einer kompletten Prüfung inklusive einer Belastungsprobe unterzogen werden. Eigenmächtige Reparaturen oder das Anbringen von selbst gebastelten Anhängern sind strengstens verboten und ein enormes Sicherheitsrisiko.

Diese Punkte korrekt zu handhaben, ist keine Bürokratie. Es ist die Basis für eine gelebte Sicherheitskultur, die Leben schützt.


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