• Günstiger Versand ab 4,50 Euro deutschlandweit. 30 Tage Rückgaberecht. Ab 600,-Euro Bestellwert erfolgt Versand kostenlos
Günstiger Versand ab 4,50 Euro deutschlandweit. 30 Tage Rückgaberecht. Ab 600,-Euro Bestellwert erfolgt Versand kostenlos.

Währung

Dein Warenkorb

Dein Warenkorb ist leer

persönliche schutzausrüstung absturzsicherung Ihr Leitfaden

Ob ungesicherte Dachkante oder Gerüst in luftiger Höhe – hier kann ein einziger falscher Schritt fatale Folgen haben. Die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) ist in solchen Momenten keine bloße Option. Sie ist ein lebensrettendes System, das immer dann zur Pflicht wird, wenn technische Schutzmaßnahmen wie Geländer nicht umsetzbar sind. Sehen Sie sie als Ihr letztes und wichtigstes Sicherheitsnetz.

Warum PSA gegen Absturz unverzichtbar ist

Arbeiten in der Höhe gehören zu den gefährlichsten Tätigkeiten überhaupt. Egal, ob im Baugewerbe, bei der Wartung von Windkraftanlagen oder in der industriellen Instandhaltung – die Schwerkraft ist ein unerbittlicher Gegner und die Risiken sind allgegenwärtig. Ein plötzlicher Windstoß, ein rutschiger Untergrund oder ein kurzer Moment der Unachtsamkeit reichen aus, um eine Katastrophe auszulösen.

Genau hier kommt die persönliche Schutzausrüstung Absturzsicherung ins Spiel. Dabei geht es um weit mehr als nur um einen Gurt und ein Seil. Stellen Sie sich das System wie eine Rettungskette vor: Sie ist immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied.

Die drei Säulen der Sicherheit

Ein funktionierendes PSAgA-System besteht immer aus drei untrennbaren Komponenten, die perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen, um im Ernstfall zuverlässig zu schützen:

  • Der Anschlagpunkt: Das ist die sichere Verankerung an einem festen Bauwerk. Ohne einen geprüften und geeigneten Anschlagpunkt ist das gesamte System wirkungslos. Er ist das Fundament Ihrer Sicherheit.
  • Der Auffanggurt: Er umschließt den Körper und ist so konstruiert, dass er die bei einem Sturz entstehenden Kräfte sicher aufnimmt und auf stabile Bereiche wie das Becken verteilt. Er ist Ihre direkte Verbindung zur Rettungskette.
  • Das Verbindungsmittel: Dieses Element stellt die flexible Verbindung zwischen dem Gurt und dem Anschlagpunkt her. Je nach Anwendung kann das ein Seil mit Falldämpfer oder ein Höhensicherungsgerät sein.

Das Zusammenspiel dieser drei Bausteine erfordert Wissen, Verantwortung und regelmäßige Übung. Ein Fehler bei der Auswahl oder Anwendung nur einer dieser Komponenten kann die Schutzwirkung des gesamten Systems zunichtemachen.

Ein Absturz aus nur wenigen Metern Höhe kann bereits tödlich enden. Die richtige Anwendung von PSAgA ist keine lästige Pflicht, sondern eine aktive Entscheidung für das eigene Leben und die eigene Gesundheit.

Die Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) aus dem Jahr 2021 unterstreichen diese ernste Realität: Von 730.516 meldepflichtigen Arbeitsunfällen waren 22.694 auf Abstürze zurückzuführen. Von den 269 tödlichen Arbeitsunfällen starben 45 Personen durch einen Sturz aus der Höhe. Das Arbeitsschutzgesetz regelt daher klar die Hierarchie der Schutzmaßnahmen: Technische Lösungen wie Geländer haben immer Vorrang. Erst wenn diese nicht umsetzbar sind, greift man auf persönliche Schutzausrüstung zurück. Selbst hier gilt: Rückhaltesysteme, die einen Sturz von vornherein verhindern, sind Auffangsystemen vorzuziehen. Mehr zu den gesetzlichen Grundlagen erfahren Sie auf dem Bauportal der BG BAU.

Dieser Leitfaden soll Ihnen das nötige Bewusstsein und das grundlegende Wissen an die Hand geben, um die richtige persönliche Schutzausrüstung zur Absturzsicherung auszuwählen und korrekt anzuwenden.

Gesetzliche Anforderungen und Normen verstehen

Der Einsatz einer persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz ist keine freiwillige Empfehlung, sondern eine glasklare gesetzliche Pflicht, sobald die Gefährdungsbeurteilung ein entsprechendes Risiko ergibt. Diese Vorschriften sind keine bürokratische Schikane, sondern das Fundament, auf dem sicheres Arbeiten in der Höhe aufbaut. Wer die Spielregeln kennt, handelt nicht nur rechtssicher, sondern schützt aktiv das Leben seiner Leute und natürlich auch sein eigenes.

Im Herzen des deutschen Arbeitsschutzes steht eine feste Rangordnung von Schutzmaßnahmen, die man als das T-O-P-Prinzip kennt. Diese Hierarchie gibt unmissverständlich vor, wie Risiken am Arbeitsplatz angegangen werden müssen.

Das T-O-P-Prinzip als Kompass für Ihre Entscheidung

Das T-O-P-Prinzip folgt einer einfachen, aber extrem wirkungsvollen Logik: Persönliche Schutzausrüstung ist immer die letzte Wahl, niemals die erste.

  1. Technisch (T): An erster Stelle stehen immer technische Lösungen, die die Gefahr von vornherein beseitigen. Denken Sie an fest installierte Geländer, Seitenschutz an einem Gerüst oder Hebebühnen. Solche Maßnahmen schaffen einen kollektiven Schutz und funktionieren unabhängig vom Verhalten einzelner Personen.
  2. Organisatorisch (O): Wenn technische Lösungen nicht machbar oder unzureichend sind, greifen organisatorische Maßnahmen. Das kann die deutliche Absperrung von Gefahrenzonen sein, Zugangsbeschränkungen oder spezielle Arbeitsanweisungen.
  3. Persönlich (P): Erst wenn weder technische noch organisatorische Maßnahmen ausreichen, um eine Person zuverlässig zu schützen, kommt die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz ins Spiel. Sie ist der individuelle Schutzwall, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind.

Dieses Prinzip stellt sicher, dass PSAgA nicht als bequeme Abkürzung für sicherere, kollektive Schutzsysteme missbraucht wird. Es ist ein Spezialwerkzeug für ganz bestimmte, unvermeidbare Risikosituationen.

Die wichtigsten Regelwerke im Überblick

Für alle, die in Deutschland in der Höhe arbeiten, gibt es zwei entscheidende Regelwerke, die den rechtlichen Rahmen abstecken: die DGUV Regel 112-198 und die europäische PSA-Verordnung.

Die DGUV Regel 112-198 („Benutzung von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz“) ist quasi die Bibel für den sicheren Umgang mit PSAgA. Sie übersetzt die staatlichen Arbeitsschutzgesetze in die Praxis und gibt konkrete, handfeste Anleitungen für Auswahl, Anwendung und Prüfung der Ausrüstung. Dieses Dokument ist ein Muss für jeden, der Verantwortung für die Sicherheit bei Höhenarbeiten trägt. Wichtige Details dazu finden Sie in unserem Artikel über die zentralen Inhalte der DGUV Regel 112-198.

Die PSA-Verordnung (EU) 2016/425 stuft persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz in die höchste Risikokategorie III ein. Das bedeutet, sie soll vor tödlichen Gefahren oder unumkehrbaren Gesundheitsschäden schützen und unterliegt deshalb den strengsten Prüf- und Zertifizierungsanforderungen, die es gibt.

Auf europäischer Ebene bildet die PSA-Verordnung (EU) 2016/425 die rechtliche Basis. Sie regelt, welche persönliche Schutzausrüstung überhaupt auf dem EU-Markt verkauft werden darf und sorgt dafür, dass nur Produkte im Umlauf sind, die den hohen Sicherheitsanforderungen genügen. Für Sie als Anwender heißt das ganz praktisch: Jedes Teil Ihrer Ausrüstung muss ein CE-Kennzeichen tragen. Das ist Ihre Garantie, dass es den Normen entspricht.

Ab welcher Höhe ist PSAgA Pflicht?

Eine der am häufigsten gestellten Fragen ist, ab wann die PSAgA denn nun wirklich Pflicht ist. Die DGUV-Regeln 112-198 und 112-199 geben hier klare Absturzhöhen vor, ab denen eine Sicherungspflicht besteht:

  • Ab 0 Metern: Bei Arbeiten über Stoffen, in denen man versinken kann, wie Wasser oder Schüttgut.
  • Ab 1 Meter: An frei liegenden Treppenläufen, Wandöffnungen oder Verkehrswegen, die über anderen Arbeitsplätzen verlaufen.
  • Ab 2 Metern: An allen sonstigen Arbeitsplätzen und Verkehrswegen, wo eine Absturzgefahr besteht.
  • Ab 3 Metern: Bei Arbeiten auf Dächern.
  • Ab 5 Metern: Bei Arbeiten an Masten von Freileitungen.

Diese Regelungen sind keine deutsche Erfindung, sondern basieren auf der europäischen PSA-Verordnung, die hierzulande durch die PSA-Benutzungsverordnung umgesetzt wird. Dieses Wissen ist die Grundlage, um die richtigen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen und seiner Verantwortung im Arbeitsschutz voll nachzukommen.

Die Bausteine Ihres Sicherheitssystems

Ein persönliches Absturzsicherungssystem ist wie eine Kette: Es ist immer nur so stark wie sein schwächstes Glied. Schon der Ausfall einer einzigen Komponente kann die gesamte Schutzwirkung zunichtemachen. Um in der Höhe wirklich sicher arbeiten zu können, müssen Sie die einzelnen Bausteine kennen und verstehen, wie sie perfekt zusammenspielen.

In der Fachwelt hat sich dafür das A-B-C-System als einfache Eselsbrücke etabliert. Jeder Buchstabe steht für ein zentrales Element, ohne das Ihr Schutz nicht vollständig ist.

A für Anschlagpunkt: Die Verankerung Ihres Lebens

Der Anschlagpunkt (Anchorage) ist das Fundament Ihrer gesamten Sicherung. Er schafft die feste, verlässliche Verbindung zur Struktur, an der Sie arbeiten – sei es ein Gebäude, ein Stahlträger oder ein Mast. Ohne einen geeigneten Anschlagpunkt ist selbst der beste Gurt völlig nutzlos.

Stellen Sie es sich vor wie den Felsen, an dem sich ein Bergsteiger sichert. Wenn dieser Felsen locker ist, bringt das stärkste Seil nichts. In der Arbeitswelt muss dieser „Felsen“ nach der Norm EN 795 geprüft sein und einer Mindestlast von 12 Kilonewton (kN) standhalten. Das ist ungefähr das Gewicht eines Kleinwagens.

Je nach Einsatzort und Dauer gibt es verschiedene Lösungen:

  • Feste Anschlagpunkte: Das sind dauerhaft installierte Ösen oder Pfosten, die Sie oft auf Dächern, an Fassaden oder in Industrieanlagen finden.
  • Mobile Anschlagpunkte: Flexible Helfer wie Bandschlingen, mobile Seilsysteme oder Türanker, die nur für einen temporären Einsatz befestigt werden.

Auch die Position ist entscheidend. Idealerweise befindet sich der Anschlagpunkt senkrecht über Ihnen, um einen gefährlichen Pendelsturz bei einem Fall zu verhindern. Wenn Sie mehr über die verschiedenen Typen und die korrekte Auswahl wissen möchten, finden Sie alle Details in unserem Leitfaden zum Thema Anschlagpunkte sicher auswählen und nutzen.

Die Auswahl des richtigen Anschlagpunktes ist der erste und wichtigste Schritt bei der Planung. Eine falsche Wahl kann die gesamte Sicherungskette von vornherein unwirksam machen.

B für Body Harness: Der Auffanggurt

Der Auffanggurt (Body Harness) ist die Komponente, die Sie direkt am Körper tragen. Seine Aufgabe ist es, die bei einem Sturz auftretenden Kräfte – den sogenannten Fangstoß – sicher aufzunehmen und auf die stabilsten Bereiche des menschlichen Körpers zu verteilen. Das sind vor allem das Becken, die Oberschenkel und der Schulterbereich.

Ein einfacher Haltegurt, wie man ihn zur reinen Arbeitspositionierung nutzt, reicht hierfür nicht aus. Nur ein vollständiger Auffanggurt nach Norm EN 361 ist für die Absturzsicherung zugelassen, weil nur er den Rumpf komplett umschließt.

Moderne Gurte sind ergonomisch geformt und oft zusätzlich gepolstert, damit sie auch bei längeren Arbeiten nicht stören. Wichtig ist die richtige Einstellung: Der Gurt muss eng anliegen, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Als Faustregel gilt: Eine flache Hand sollte gerade noch zwischen Gurt und Körper passen.

C für Connecting Device: Das richtige Verbindungsmittel

Das Verbindungsmittel (Connecting Device) ist das Bindeglied zwischen Ihrem Auffanggurt (B) und dem Anschlagpunkt (A). Es ist weit mehr als nur ein Seil. Seine Hauptaufgabe ist es, die dynamische Verbindung herzustellen und im Sturzfall die Energie kontrolliert abzubauen.

Die Wahl des richtigen Verbindungsmittels hängt stark von der Arbeitsaufgabe und dem verfügbaren Freiraum unter Ihnen ab. Das sind die gängigsten Varianten:

  1. Verbindungsmittel mit Falldämpfer (EN 355): Das ist die Standardlösung für viele Auffangsysteme. Der integrierte Falldämpfer ist ein speziell vernähtes Gurtbandpaket, das bei einem Sturz aufreißt. Dieser Prozess absorbiert einen Großteil der Energie und reduziert den Fangstoß auf den Körper auf ein erträgliches Maß von unter 6 kN.
  2. Höhensicherungsgeräte (HSG, EN 360): Diese funktionieren ähnlich wie ein Sicherheitsgurt im Auto. Ein Seil oder Gurtband rollt sich auf einer Trommel auf und blockiert bei einer plötzlichen, schnellen Bewegung sofort. Der große Vorteil ist die deutlich kürzere Sturzstrecke.
  3. Mitlaufende Auffanggeräte (EN 353-1/2): Diese Systeme kommen an einem festen oder beweglichen Führungselement (Seil oder Schiene) zum Einsatz. Sie begleiten den Anwender bei vertikalen Bewegungen, zum Beispiel beim Aufstieg an Leitern oder Masten.

Übersicht der PSAgA-Systemkomponenten

Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die drei Hauptkomponenten und ihre Funktion im A-B-C-System der Absturzsicherung.

Komponente (A-B-C System) Funktion Beispiele
A: Anschlagpunkt Feste Verankerung mit der Tragstruktur Sekuranten, Seilsysteme, Bandschlingen, Dreibeine, Türanker
B: Auffanggurt Aufnahme und Verteilung der Sturzkräfte am Körper Komplettgurte nach EN 361 mit Auffangösen vorne und hinten
C: Verbindungsmittel Verbindung zwischen Anschlagpunkt und Gurt, Energieabbau Verbindungsmittel mit Falldämpfer, Höhensicherungsgeräte (HSG), mitlaufende Auffanggeräte

Jede dieser drei Komponenten – Anschlagpunkt, Auffanggurt und Verbindungsmittel – muss sorgfältig ausgewählt, geprüft und kombiniert werden. Nur wenn A, B und C perfekt harmonieren, bietet Ihre persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz den lebensrettenden Schutz, für den sie gemacht wurde.

Rückhaltesysteme oder Auffangsysteme richtig wählen

Wenn es um die Auswahl der richtigen persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz geht, stehen Sie immer vor einer entscheidenden Frage: Verhindern wir den Sturz von vornherein oder fangen wir ihn sicher auf? Die Antwort darauf bestimmt, ob Sie ein Rückhaltesystem oder ein Auffangsystem brauchen. Dabei gibt es eine goldene Regel, die über allem steht: Prävention ist immer besser als Reaktion.

Ein Rückhaltesystem hat deshalb immer die höchste Priorität. Man kann es sich wie einen unsichtbaren, aber absolut zuverlässigen Zaun vorstellen. Seine einzige Aufgabe ist es, Sie daran zu hindern, überhaupt erst in den absturzgefährdeten Bereich zu kommen. Der Sturz wird quasi im Keim erstickt, noch bevor die Gefahr real wird.

Das Prinzip des Rückhaltesystems: Sturz unmöglich machen

Ein klassisches Beispiel für ein Rückhaltesystem ist die Arbeit auf einem Flachdach. Man verwendet ein Verbindungsmittel – also ein Seil – mit einer festen, unveränderlichen Länge. Dieses Seil ist exakt so kurz bemessen, dass Sie sich zwar frei auf der sicheren Dachfläche bewegen können, die Dachkante aber körperlich unerreichbar bleibt.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Kein Sturz möglich: Da Sie die Absturzkante gar nicht erst erreichen können, ist ein freier Fall ausgeschlossen.
  • Kein Hängetrauma: Wo kein Sturz, da auch kein Hängen im Gurt. Die lebensgefährliche Gefahr eines Hängetraumas existiert nicht.
  • Kein aufwendiges Rettungskonzept nötig: Weil ein Sturzereignis technisch unmöglich ist, müssen Sie auch kein komplexes Rettungskonzept vorhalten.
  • Einfache Anwendung: Diese Systeme sind in der Regel unkompliziert und erfordern weniger Spezialwissen als komplexe Auffangsysteme.

Ein Rückhaltesystem ist also immer die erste und sicherste Wahl, wann immer die Arbeitsbedingungen es irgendwie zulassen. Es ist die proaktive Art der Absturzsicherung.

Das Auffangsystem: Wenn der Sturz unvermeidbar ist

Natürlich gibt es Arbeitssituationen, in denen man direkt an der Absturzkante arbeiten muss – denken Sie an die Montage von Bauteilen an einer Fassade. Hier lässt sich ein Rückhaltesystem einfach nicht umsetzen. Genau für diese Fälle wurde das Auffangsystem entwickelt.

Im Gegensatz zum Rückhaltesystem verhindert es den Sturz nicht, sondern es fängt Sie sicher auf, nachdem Sie bereits gefallen sind. Es ist ein rein reaktives System, das im Notfall die gewaltigen Kräfte eines Sturzes kontrollieren und unschädlich machen muss.

Ein Auffangsystem ist Ihre letzte Rettungsleine. Die Planung und Anwendung duldet hier absolut keine Fehler, denn im Ernstfall muss es enorme Kräfte bändigen und Ihr Leben schützen.

Die wichtigste Komponente in jedem Auffangsystem ist der Falldämpfer. Dieses kleine, aber lebenswichtige Bauteil reißt im Falle eines Sturzes kontrolliert auf. Durch diesen Prozess wird die Energie des Falls „geschluckt“ und der Fangstoß – die Kraft, die auf Ihren Körper einwirkt – auf unter 6 Kilonewton (kN) gedrosselt. Ohne diesen Falldämpfer wären die Kräfte so enorm, dass sie zu schweren inneren Verletzungen führen würden, selbst wenn das Seil hält.

Worauf Sie bei Auffangsystemen unbedingt achten müssen

Die Entscheidung für ein Auffangsystem bringt eine hohe Verantwortung mit sich. Zwei kritische Faktoren müssen Sie penibel prüfen: den Sturzraum und die Gefahr eines Pendelsturzes.

1. Der freie Sturzraum: Unter Ihnen muss genug freier Raum sein, damit Sie bei einem Sturz nicht auf dem Boden oder einem Hindernis aufschlagen. Diesen Raum berechnen Sie, indem Sie die Länge des Verbindungsmittels, die Aufreißlänge des Falldämpfers, den Abstand von Ihrer Auffangöse zu den Füßen und einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zusammenzählen.

2. Die Pendelsturzgefahr: Befindet sich Ihr Anschlagpunkt nicht direkt senkrecht über Ihnen, kommt es bei einem Sturz zu einer gefährlichen Pendelbewegung. Sie schwingen wie ein Pendel hin und her und können dabei ungebremst gegen die Gebäudewand oder andere Hindernisse prallen – eine oft unterschätzte Ursache für schwere Verletzungen.

Bevor Sie sich für ein System entscheiden, ist eine gründliche Gefährdungsbeurteilung das A und O. Prüfen Sie immer zuerst, ob nicht doch ein Rückhaltesystem möglich ist. Erst wenn das nachweislich ausscheidet, planen Sie ein Auffangsystem – und zwar mit aller Sorgfalt und dem nötigen Fachwissen.

PSAgA korrekt anwenden, warten und pflegen

Die beste persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz ist nur so gut, wie sie angewendet und gepflegt wird. Selbst das hochwertigste System nützt nichts, wenn es falsch angelegt, beschädigt oder schlecht gewartet ist. Genau deshalb sind die richtige Handhabung, die regelmäßige Überprüfung und die sorgfältige Pflege die entscheidenden letzten Schritte, die im Ernstfall Ihr Leben retten.

Sehen Sie Ihre PSAgA wie ein Präzisionswerkzeug: Vor jedem Einsatz muss es absolut makellos und voll funktionsfähig sein. Die kleinste Nachlässigkeit kann hier fatale Folgen haben. Routine und Kompetenz sind daher Ihre besten Verbündeten bei der Arbeit in der Höhe.

Die tägliche Sichtprüfung vor jedem Einsatz

Bevor Sie Ihren Auffanggurt auch nur anlegen, ist eine gründliche Sicht- und Tastprüfung absolute Pflicht. Diese tägliche Routine dauert nur wenige Minuten, ist aber ein unverzichtbarer Sicherheitspuffer. Nehmen Sie sich diese Zeit – sie ist gut investiert.

Gehen Sie bei Ihrer Prüfung am besten systematisch vor:

  • Gurtbänder und Nähte: Fahren Sie mit den Händen über alle Gurtbänder. Suchen Sie nach Rissen, Schnitten, aufgerauten Stellen oder Verfärbungen, die auf Chemikalien oder UV-Schäden hindeuten. Alle Nähte müssen fest und unversehrt sein – kein Faden darf locker sein oder fehlen.
  • Metallteile: Überprüfen Sie alle Schnallen, Karabiner und Ösen auf Verformungen, Risse, Korrosion oder scharfe Kanten. Die Verschlüsse müssen sich leicht bewegen lassen und hörbar sicher einrasten.
  • Falldämpfer: Das Paket des Falldämpfers muss original verschlossen sein. Sehen Sie auch nur das kleinste Anzeichen einer teilweisen Öffnung oder eine Beschädigung der Hülle, heißt das: Ausrüstung sofort aussondern!
  • Kennzeichnung: Das Etikett mit Hersteller, Norm, Seriennummer und Herstellungsdatum muss klar lesbar sein. Fehlt es oder ist unleserlich, darf die Ausrüstung nicht mehr benutzt werden.

Dieser schnelle Check ist Ihre erste Verteidigungslinie gegen Materialversagen und gibt Ihnen die Gewissheit, dass Sie sich auf Ihre Ausrüstung verlassen können.

Ein Auffanggurt ist mehr als nur ein Arbeitsmittel. Er ist Ihr persönlicher Schutzengel. Behandeln Sie ihn auch so – mit größter Sorgfalt und Respekt.

Typische Anwendungsfehler und ihre fatalen Folgen

Wissen und Sorgfalt sind das A und O beim Anlegen und Benutzen der PSAgA. Schon kleine Fehler können die Schutzwirkung drastisch reduzieren oder komplett zunichtemachen. Einer der häufigsten und gefährlichsten Fehler ist die falsche Wahl des Anschlagpunktes. Ist dieser zu tief gewählt, vergrößert sich die freie Fallstrecke. Das führt nicht nur zu einem härteren Fangstoß, sondern erhöht auch massiv das Risiko, auf dem Boden aufzuschlagen.

Ein weiterer kritischer Punkt ist ein nicht korrekt angelegter Gurt. Sitzt er zu locker, kann der Träger im Sturzfall herausrutschen, oder der Fangstoß verteilt sich falsch auf den Körper, was zu schweren Verletzungen führen kann. Ein zu enger Gurt hingegen behindert die Blutzirkulation und schränkt die Bewegungsfreiheit ein.

Der Markt für Absturzsicherung in Deutschland ist riesig, mit einem geschätzten Herstellerumsatz von rund 1,8 Milliarden Euro pro Jahr. Davon entfallen etwa 25 Prozent auf lebensrettende Produkte wie Anseilschutz. Das unterstreicht, wie wichtig nicht nur hochwertige Ausrüstung ist, sondern vor allem eine fundierte Ausbildung, um die Unfallzahlen so gering wie möglich zu halten. Schulungen und die seit 2018 geltende EU-Verordnung 2016/425 sind hier entscheidend, um hohe Sicherheitsstandards zu sichern.

Die jährliche Prüfung durch einen Sachkundigen

Zusätzlich zu Ihrer täglichen Sichtprüfung schreibt der Gesetzgeber eine regelmäßige, dokumentierte Überprüfung durch eine befähigte Person – einen sogenannten Sachkundigen – vor. Diese muss mindestens alle 12 Monate stattfinden. Der Sachkundige führt eine intensive Prüfung durch, die weit über die normale Sichtkontrolle hinausgeht, und entscheidet, ob die Ausrüstung weiterhin sicher ist.

Diese jährliche Inspektion ist nicht verhandelbar. Sie ist eine essenzielle Sicherheitsüberprüfung durch einen geschulten Experten, der auch verdeckte Mängel oder altersbedingten Verschleiß rechtzeitig erkennt. Wenn Sie mehr über die Anforderungen und den Ablauf einer solchen Überprüfung erfahren möchten, lesen Sie unseren detaillierten Beitrag Was ist eine DGUV Prüfung und warum ist sie so wichtig?. Denn nur eine regelmäßig und fachmännisch geprüfte PSAgA ist eine sichere PSAgA.

Häufig gestellte Fragen zur PSAgA

Im Arbeitsalltag mit Persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) tauchen immer wieder die gleichen, wichtigen Fragen auf. Unsicherheiten bei der Prüfung, bei der Kombination verschiedener Ausrüstungsteile oder im Notfall können die Sicherheit massiv gefährden.

Hier bekommen Sie klare und praxisnahe Antworten auf die häufigsten Fragen. So stellen Sie sicher, dass Sie Ihre PSAgA immer mit der nötigen Kompetenz und dem richtigen Verantwortungsbewusstsein einsetzen. Betrachten Sie diesen Abschnitt als Ihr schnelles Nachschlagewerk für die täglichen Herausforderungen bei der Arbeit in der Höhe.

Wie oft muss meine PSAgA geprüft werden?

Die Prüfung Ihrer Ausrüstung ist kein einmaliger Akt, sondern ein ständiger Prozess, der auf zwei Säulen ruht.

Die erste Säule ist Ihre tägliche Routine: Vor jeder einzelnen Benutzung müssen Sie eine sorgfältige Sicht- und Funktionsprüfung durchführen. Achten Sie auf offensichtliche Mängel wie Risse in den Gurtbändern, Korrosion an Metallteilen oder Schäden am Falldämpfer. Dieser Check ist Ihre erste und wichtigste Verteidigungslinie.

Die zweite Säule ist die gesetzlich vorgeschriebene Jahresprüfung. Mindestens einmal alle 12 Monate muss Ihre gesamte PSAgA von einer sachkundigen Person (einer befähigten Person) auf Herz und Nieren geprüft werden. Diese Prüfung ist deutlich intensiver und muss lückenlos dokumentiert werden.

Wichtig: Eine Ausrüstung, die einen Sturz abgefangen hat, ist wie ein ausgelöster Airbag im Auto. Sie hat ihre Aufgabe erfüllt und muss sofort und unwiderruflich aus dem Verkehr gezogen werden – ganz egal, was das Prüfdatum sagt.

Abhängig von der Einsatzintensität oder aggressiven Umgebungsbedingungen (z.B. Kontakt mit Chemikalien, starke UV-Strahlung) können die Hersteller sogar kürzere Prüfintervalle vorschreiben.

Was ist der Unterschied zwischen einem Haltegurt und einem Auffanggurt?

Auch wenn sie sich auf den ersten Blick ähneln, erfüllen Haltegurte und Auffanggurte grundlegend verschiedene Aufgaben. Eine Verwechslung kann im Ernstfall tödliche Folgen haben.

Ein Haltegurt (nach EN 358) dient ausschließlich der Arbeitspositionierung. Man kann ihn sich wie eine helfende dritte Hand vorstellen, die Sie stabil in Position hält, damit Sie beide Hände für die Arbeit frei haben. Er ist niemals als alleinige Absturzsicherung in einem Auffangsystem zulässig, da er nicht dafür gebaut ist, die gewaltigen Kräfte eines freien Falls abzufangen.

Ein Auffanggurt (nach EN 361) ist das Herzstück jedes Auffangsystems. Seine Konstruktion mit Schulter-, Bein- und oft auch Brustgurten ist speziell darauf ausgelegt, die bei einem Sturz entstehenden Fangstoßkräfte sicher aufzunehmen. Er verteilt diese Kräfte gezielt auf stabile Körperbereiche wie das Becken und die Oberschenkel, um das Risiko schwerer innerer Verletzungen zu minimieren.

Was muss ich bei der Planung eines Rettungskonzepts beachten?

Sobald Sie ein Auffangsystem einsetzen, ist ein durchdachtes und funktionierendes Rettungskonzept keine Option, sondern gesetzliche Pflicht. Nach einem Sturz beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Eine im Gurt hängende Person muss schnellstmöglich gerettet werden, um ein lebensgefährliches Hängetrauma zu verhindern.

Ein wirksames Rettungskonzept muss diese Fragen glasklar beantworten:

  • Alarmierung: Wie wird die Rettungskette schnell und zuverlässig gestartet? Wer wird informiert?
  • Ausrüstung: Welche spezielle Rettungsausrüstung ist direkt vor Ort verfügbar? Das können zum Beispiel Rettungshubgeräte (nach EN 341) oder Flaschenzugsysteme sein.
  • Personal: Wer führt die Rettung durch? Die Retter müssen für diese Aufgabe speziell geschult sein und die Abläufe regelmäßig praktisch üben.

Sich einfach darauf zu verlassen, dass "die Feuerwehr schon kommen wird", ist kein Rettungskonzept. Die Rettung muss aus eigener Kraft und mit vor Ort vorhandenen Mitteln eingeleitet werden können, denn externe Hilfe braucht oft zu lange.

Darf ich Komponenten verschiedener Hersteller miteinander kombinieren?

Diese Frage sorgt oft für Verunsicherung. Die gute Nachricht: Grundsätzlich ist die Kombination von Komponenten verschiedener Hersteller erlaubt, solange jedes einzelne Bauteil den relevanten europäischen Normen (EN-Normen) entspricht und für die gemeinsame Verwendung geeignet ist. Ein Karabiner nach EN 362 passt beispielsweise an einen Auffanggurt nach EN 361, egal von welcher Marke.

Aber es gibt einen entscheidenden Vorbehalt: die Gebrauchsanweisung des Herstellers. Lesen Sie diese immer sorgfältig. Manche Hersteller schließen die Kombination mit Produkten anderer Marken explizit aus oder geben detaillierte Listen heraus, welche Komponenten miteinander kompatibel sind.

Im Zweifelsfall gilt immer: Sicherheit geht vor. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie direkt beim Hersteller nach. Oder noch besser: Verwenden Sie Systemkomponenten aus einer Hand. So ist sichergestellt, dass alle Teile perfekt aufeinander abgestimmt sind und keine unerwünschten Wechselwirkungen die Schutzfunktion Ihrer PSAgA beeinträchtigen.

Vorherige Seite
Nächster Beitrag
Zurück zu HZ Heben-Zurren Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.