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Sicheres Anschlagen von Lasten der Praxisleitfaden

Das fachgerechte Anschlagen von Lasten ist die Basis für jeden sicheren Hebevorgang. Und es ist weit mehr als das bloße Einhaken einer Kette. Es ist angewandte Physik, die am Ende über die Sicherheit von Menschen und den Schutz wertvoller Güter entscheidet.

Warum korrektes Anschlagen über Erfolg und Sicherheit entscheidet

Jeder, der schwere Güter bewegt, trägt eine immense Verantwortung. Der kritischste Moment eines jeden Transports ist der, in dem die Last den Boden verlässt. Eine winzige Fehleinschätzung kann hier verheerende Folgen haben.

Stellen Sie sich ein tonnenschweres Betonfertigteil vor, das über einer belebten Baustelle schwebt. Wurde der Schwerpunkt nur leicht falsch eingeschätzt, kann die Last unkontrolliert zu pendeln beginnen. Oder denken Sie an einen Stahlträger mit scharfen Kanten: Wenn der Kantenschutz fehlt, kann das Anschlagmittel unter Spannung einfach reißen. Solche Szenarien aus der Praxis machen klar: Das Anschlagen von Lasten ist eine Aufgabe, die höchste Präzision und echtes Fachwissen erfordert.

Die unsichtbaren Kräfte verstehen

Beim Heben wirken enorme physikalische Kräfte. Ein falscher Neigungswinkel der Anschlagmittel zum Beispiel kann die Belastung auf das Material exponentiell erhöhen – oft weit über dessen Belastungsgrenze hinaus. Ein tiefes Verständnis für diese Zusammenhänge ist daher keine optionale Zusatzqualifikation, sondern die absolute Grundlage für sicheres Arbeiten.

Die Risiken sind real. Die Statistiken belegen das jedes Jahr aufs Neue. Das Anschlagen von Lasten gehört zu den gefährlichsten Tätigkeiten in der Industrie und auf Baustellen. Laut Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ereignen sich jährlich tausende Arbeitsunfälle beim Heben und Transportieren. Tatsächlich steht fast jeder dritte Arbeitsunfall im direkten Zusammenhang mit Fahr- oder Transportaktivitäten – wozu eben auch das Anschlagen von Lasten zählt. Weitere Details zu Unfallstatistiken auf Baustellen finden Sie in dieser Analyse.

Ein professioneller Anschläger denkt nicht nur an den Haken. Er antizipiert die Reaktion der Last, versteht die Grenzen des Materials und kommuniziert glasklar mit dem Kranführer. Er ist der erste und wichtigste Baustein in der Sicherheitskette.

Die drei Säulen des sicheren Anschlagens

Um die Risiken zu minimieren, muss jeder Anschläger drei Kernkompetenzen verinnerlichen und bei jedem einzelnen Hebevorgang anwenden:

  • Methodische Vorbereitung: Jeder Hub beginnt lange vor dem Einhängen. Das fängt bei der genauen Kenntnis des Lastgewichts an, geht über die sorgfältige Auswahl und Prüfung der Anschlagmittel bis hin zur Analyse der Umgebungsbedingungen.
  • Physikalisches Verständnis: Die korrekte Bestimmung des Lastschwerpunkts und das Wissen über die Auswirkungen von Neigungswinkeln sind unerlässlich. Nur so lassen sich gefährliche Pendelbewegungen und Materialüberlastungen von vornherein vermeiden.
  • Klare Kommunikation: Eindeutige Handzeichen und verbale Absprachen zwischen Anschläger und Kranführer sind das A und O. Missverständnisse in dieser Kette können katastrophale Folgen haben.

Dieser Leitfaden wird Sie durch alle praktischen Schritte führen, um diese Kompetenzen zu meistern.

Die richtigen Anschlagmittel auswählen und prüfen

Der erste Schritt für einen sicheren Hub ist immer die Wahl des richtigen Werkzeugs. Man hört es oft, aber es stimmt: Die Kette der Sicherheit ist buchstäblich nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und dieses schwache Glied ist leider allzu oft ein ungeeignetes oder bereits verschlissenes Anschlagmittel.

Ihre Wahl hängt immer von der konkreten Aufgabe ab. Gewicht, Form, Oberflächenbeschaffenheit und die Umgebungsbedingungen entscheiden darüber, ob eine Kette, ein Seil oder doch ein textiles Hebeband die richtige Wahl ist. Jedes Material hat seine ganz eigenen Stärken und Schwächen. Eine robuste Anschlagkette ist perfekt für den rauen Baustellenalltag mit scharfkantigen Lasten, würde aber die empfindliche Oberfläche eines polierten Maschinenteils ruinieren. Hier wäre ein textiles Hebeband die deutlich bessere Wahl.

Anschlagmittel im direkten Vergleich

Die Entscheidung für das passende Anschlagmittel ist keine Gefühlssache, sondern basiert auf Fakten und Erfahrung. Um Ihnen die Auswahl im Alltag etwas zu erleichtern, haben wir hier die gängigsten Typen einmal direkt gegenübergestellt.

Vergleich der gängigsten Anschlagmittel

Eine Gegenüberstellung von Anschlagketten, Stahldrahtseilen und textilen Anschlagmitteln hinsichtlich ihrer Eignung, Vorteile und Nachteile in verschiedenen Einsatzbereichen.

Anschlagmittel Vorteile Nachteile Typischer Anwendungsfall
Anschlagketten Sehr robust, unempfindlich gegenüber scharfen Kanten, temperaturbeständig, kürzbar. Hohes Eigengewicht, können empfindliche Oberflächen beschädigen. Heben von Stahlträgern, Maschinen, Betonfertigteilen; Einsatz unter rauen Bedingungen.
Stahldrahtseile Gutes Verhältnis von Tragfähigkeit zu Eigengewicht, flexibler als Ketten. Anfällig für Quetschungen und Knicke, schwer zu inspizieren (Drahtbrüche im Inneren). Einsatz in der Forstwirtschaft, bei Winden, allgemeine Hebearbeiten ohne scharfe Kanten.
Textile Anschlagmittel Sehr leicht, flexibel, schonen die Lastoberfläche, einfach in der Handhabung. Sehr empfindlich gegenüber scharfen Kanten (Kantenschutz zwingend!), UV-Strahlung und Chemikalien. Heben von lackierten Teilen, empfindlichen Bauteilen, Lasten mit komplexen Formen.

Diese Tabelle dient als schnelle Orientierung, ersetzt aber nicht den Blick ins Detail. Eine tiefere Auseinandersetzung mit den verschiedenen Typen finden Sie auch in unserem Beitrag über Anschlagmittel für Krane.

Praxistipp: Schauen Sie nicht nur auf die Last, sondern auch auf die Umgebung. In einer Chemiefabrik gelten ganz andere Regeln als auf einer staubigen Baustelle. Polyester-Hebebänder zum Beispiel sind gegen viele Säuren beständig, aber nicht gegen Laugen. Im Zweifel immer das Datenblatt des Herstellers prüfen!

Die unverzichtbare Prüfung vor jedem Einsatz

Die Auswahl des richtigen Mittels ist aber nur die halbe Miete. Das sorgfältigste Anschlagen von Lasten nützt nichts, wenn das Material unter Last versagt. Deshalb ist eine Sicht- und Funktionsprüfung vor jedem einzelnen Einsatz keine lästige Pflicht, sondern Ihre Lebensversicherung.

Nehmen Sie sich diese Zeit! Schauen Sie sich das gesamte Anschlagmittel ganz genau an.

Achten Sie dabei auf eindeutige Anzeichen, die auf eine sofortige „Ablegereife“ hindeuten. Das bedeutet: Das Anschlagmittel muss ohne Wenn und Aber aus dem Verkehr gezogen werden. So einfach ist das. Schon geringfügige Mängel können die Tragfähigkeit kritisch beeinträchtigen. Eine Längung eines Kettenglieds von mehr als 5 % oder eine Abnahme der Nenndicke um über 10 % sind klare K.O.-Kriterien.

Folgende Punkte gehören zu Ihrer täglichen Routine-Checkliste:

  • Lesbarkeit der Kennzeichnung: Ist der Anhänger mit der maximalen Tragfähigkeit (WLL) noch da und lesbar? Ohne Kennzeichnung ist das Anschlagmittel Schrott.
  • Verformungen: Suchen Sie nach aufgebogenen Hakenmäulern, verdrehten oder sichtlich gelängten Kettengliedern.
  • Risse und Brüche: Untersuchen Sie das Material auf feine Haarrisse, besonders an Schweißnähten oder in Biegebereichen.
  • Verschleiß: Prüfen Sie auf starken Abrieb, tiefe Kerben oder Rost. Bei textilen Anschlagmitteln sind beschädigte Nähte oder Schnitte ein absolutes No-Go.

Jeder dieser Mängel ist ein klares Stoppsignal. Ein beschädigtes Anschlagmittel darf unter keinen Umständen weiterverwendet werden.

So meistern Sie Anschlagarten und Neigungswinkel in der Praxis

Die Auswahl des richtigen Anschlagmittels ist die halbe Miete. Doch erst die korrekte Anschlagart sorgt dafür, dass die Last stabil und kontrolliert schwebt. Wie eine Last befestigt wird, ist keine reine Geschmackssache, sondern eine knallharte technische Entscheidung. Sie hängt immer von der Form, dem Material und vor allem dem Schwerpunkt des Hebeguts ab.

Jeder Anschläger muss die gängigen Methoden im Schlaf beherrschen. Denn jede hat ihre spezifischen Anwendungsbereiche und Tücken, die man kennen sollte, um das Anschlagen von Lasten wirklich sicher zu gestalten.

Die gängigen Anschlagarten im Überblick

Stellen Sie sich vor, Sie müssen einen langen Stahlträger anheben. Hängen Sie ihn nur an einem zentralen Punkt ein, wird er unweigerlich kippen. Befestigen Sie die Anschlagmittel an beiden Enden, aber mit der falschen Methode, kann er Ihnen aus den Schlingen rutschen. Genau das wollen wir verhindern.

Hier sind die drei grundlegenden Methoden und wofür sie in der Praxis taugen:

  • Der direkte Anschlag (direktes Einhängen): Das ist die einfachste und direkteste Methode. Das Anschlagmittel wird direkt in dafür vorgesehene Anschlagpunkte an der Last eingehängt. Ideal für alles, was bereits fest verbaute Ösen oder Haken hat. Simpel, schnell und sicher – wenn die Punkte vorhanden sind.
  • Der Schnürgang (Umschlingen): Hier wird die Last von einem Anschlagmittel umschlungen, das sich unter der Last selbst zuzieht – wie eine Schlinge. Das sorgt für eine hervorragende Lagesicherung und ist perfekt für runde oder unregelmäßig geformte Lasten ohne eigene Anschlagpunkte. Aber Vorsicht: Die Tragfähigkeit des Anschlagmittels reduziert sich im Schnürgang in der Regel um satte 20 %!
  • Der Hängegang (Umlegen): Dabei wird die Last quasi wie in einem Korb oder einer Schlinge getragen. Diese Methode ist extrem schonend für die Last, bietet aber kaum Sicherung gegen Verrutschen. Sie eignet sich daher nur für formstabile und gebündelte Güter, die nicht auseinanderfallen oder verrutschen können.

Warum der Neigungswinkel die entscheidende Rolle spielt

Haben Sie sich schon mal gefragt, warum zwei Anschlagstränge, die eine 1.000-kg-Last heben, plötzlich jeweils mehr als 500 kg tragen müssen? Die Antwort ist reine Physik und nennt sich Neigungswinkel – oft auch Spreizwinkel genannt.

Je weiter die Anschlagmittel gespreizt werden, desto größer werden die Kräfte, die auf sie wirken. Dieser Anstieg ist nicht linear, sondern potenziert sich. Ein kleiner Unterschied im Winkel kann die Belastung dramatisch erhöhen und ein an sich passendes Anschlagmittel an seine Belastungsgrenze bringen.

Ein Neigungswinkel von über 60 Grad ist in der Praxis fast immer ein Alarmsignal. Schon bei diesem Winkel wirkt auf jeden einzelnen Strang bereits die volle Last. Spreizt man die Stränge auf 120 Grad, verdoppelt sich die Kraft auf jeden Strang – ein oft unterschätztes und brandgefährliches Risiko.

Ein einfaches Beispiel aus dem Alltag macht es greifbar: Versuchen Sie mal, eine schwere Einkaufstüte mit fast ausgestrecktem Arm zu halten. Die Belastung für Ihre Schulter ist enorm. Führen Sie den Arm näher an Ihren Körper, wird es sofort leichter. Genauso ergeht es dem Anschlagmittel. Die reine Gewichtskraft nach unten bleibt gleich, aber die seitlichen Zugkräfte nehmen mit zunehmendem Winkel rapide zu.

Für alle, die tiefer in die physikalischen Grundlagen eintauchen und wissen wollen, wie man das exakt berechnet, liefert unser praktischer Guide zum Thema Neigungswinkel verstehen wertvolle Einblicke.

Die korrekte Einschätzung dieser Kräfte ist für das sichere Anschlagen von Lasten absolut unerlässlich.

Faustregeln für die Praxis:

  • Bis 45 Grad: Das ist der ideale Arbeitsbereich. Die Zusatzbelastung ist hier noch überschaubar.
  • 45 bis 60 Grad: Ein noch zulässiger Bereich, aber hier muss die Tragfähigkeit der Anschlagmittel bereits neu und mit Bedacht berechnet werden.
  • Über 60 Grad: Kritischer Bereich! Solche Winkel sollten Sie unbedingt vermeiden. Ist es unumgänglich, müssen Traversen oder deutlich längere Anschlagmittel her, um den Winkel wieder zu verringern.

Die Beherrschung dieser Prinzipien trennt den Amateur vom Profi. Sie stellt sicher, dass eine Last nicht nur irgendwie in die Luft kommt, sondern sicher und kontrolliert an ihrem Bestimmungsort ankommt.

Häufige Fehlerquellen im Arbeitsalltag erkennen und vermeiden

Erfahrung ist oft nichts anderes, als aus Fehlern gelernt zu haben – am besten natürlich aus denen, die andere gemacht haben. Gerade im hektischen Alltag auf der Baustelle oder in der Werkstatt schleichen sich schnell Routinen ein, die gefährliche Nachlässigkeiten kaschieren. Genau diese kleinen Unachtsamkeiten führen aber zu den häufigsten und leider auch schwerwiegendsten Unfällen beim Anschlagen von Lasten.

Ein geschärftes Bewusstsein für diese typischen Fehlerquellen ist der beste Schutz für dich und deine Kollegen. Es geht darum, nicht erst zu reagieren, wenn es schon wackelt, sondern die Gefahr zu sehen, bevor sie entsteht. Viele dieser Fehler wirken auf den ersten Blick harmlos, können aber unter Last katastrophale Folgen haben.

Die Top 3 Fehler aus der Praxis

Manche Fehler sind echte Klassiker. Auf Baustellen und in Produktionshallen sieht man sie immer wieder. Meistens sind sie das Ergebnis von Zeitdruck, einer kurzen Unaufmerksamkeit oder schlicht fehlender Erfahrung.

  • Verdrehte Ketten oder Bänder: Ein simpler Fehler mit massiver Auswirkung. Eine verdrehte Kette kann ihre volle Tragfähigkeit nicht entfalten. Die Kettenglieder greifen nicht wie vorgesehen ineinander, sondern werden auf Biegung und Kante beansprucht. Das reduziert die Tragkraft dramatisch und kann zum plötzlichen Versagen führen.
  • Fehlender oder falscher Kantenschutz: Scharfe Kanten sind der Erzfeind von Hebebändern, Rundschlingen und auch Drahtseilen. Ohne einen passenden Kantenschutz schneidet sich das Anschlagmittel unter Spannung quasi selbst durch. Selbst bei robusten Ketten sorgt die Reibung an scharfen Kanten für extrem hohen Verschleiß.
  • Falsche Einschätzung des Schwerpunkts: Das ist eine der Hauptursachen für das unkontrollierte Pendeln oder gar Kippen von Lasten. Die goldene Regel lautet: Der Kranhaken muss immer exakt senkrecht über dem Schwerpunkt der Last hängen. Sitzt der Haken daneben, schlägt die Last beim Anheben unweigerlich aus.

Ein guter Anschläger entwickelt mit der Zeit ein Gefühl für die Stabilität einer Last. Er prüft vor dem eigentlichen Hub durch kurzes Anheben – das sogenannte „Lupfen“ –, ob alles im Gleichgewicht ist. Diese kurze Pause kann Unfälle verhindern.

Kommunikation: Der oft unterschätzte Sicherheitsfaktor

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Kommunikation zwischen Anschläger und Kranführer. Missverständnisse bei Handzeichen oder unklare Funksprüche sind eine riesige Gefahrenquelle. Es muss immer glasklar sein, wer die Kommandos gibt. Und das ist in der Regel der Anschläger, denn nur er hat die Last direkt im Blick.

Die gute Nachricht ist: Verstärkte Arbeitsschutzmaßnahmen zeigen Wirkung. Seit die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) 2008 ins Leben gerufen wurde, hat sich die Unfallquote beim Heben und Transportieren von Lasten doppelt so stark verringert wie die allgemeine Unfallquote. Lag die Quote 2008 noch bei rund 120 Unfällen pro 100.000 Beschäftigte, ist sie bis 2020 auf etwa 60 gesunken. Wer sich für die Details interessiert, kann in den Berichten des GDA-Portals mehr über die Erfolge nachlesen.

Um diesen positiven Trend fortzusetzen, müssen wir die klassischen Fehlerquellen konsequent ausmerzen und sichere Routinen zur Gewohnheit machen.

Ihre rechtliche Verantwortung als Anschläger

Wer eine Last am Kranhaken befestigt, übernimmt weit mehr als nur eine technische Aufgabe – er trägt eine immense rechtliche und persönliche Verantwortung. Das Anschlagen von Lasten ist keine Tätigkeit für jedermann. Es ist eine Vertrauensposition, die an klare Voraussetzungen geknüpft ist, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

Die Rolle des Anschlägers ist in Deutschland gesetzlich streng geregelt. Die DGUV Regel 109-017 legt unmissverständlich fest: Nur Personen, die mindestens 18 Jahre alt sind und ihre körperliche sowie geistige Eignung nachgewiesen haben, dürfen diese Aufgabe übernehmen. Diese Vorschrift ist die Grundlage für jede professionelle Tätigkeit in diesem Bereich. Mehr dazu finden Sie direkt in den Publikationen der DGUV.

Die Beauftragung ist mehr als eine Formalität

Ein entscheidender Punkt ist die formelle Beauftragung durch den Arbeitgeber. Diese sollte immer schriftlich erfolgen. Das ist kein reiner bürokratischer Akt, sondern eine klare Zuweisung von Verantwortung. Mit dieser Beauftragung bestätigt das Unternehmen, dass Sie die notwendige Qualifikation und das Vertrauen besitzen, diese kritische Aufgabe auszuführen.

Diese Verantwortung endet nicht beim Einhängen des Hakens. Sie umfasst eine ganze Reihe von Pflichten, die vor, während und nach dem Hub gelten.

Ein qualifizierter Anschläger ist das Auge des Kranführers am Boden. Er ist verantwortlich für die Auswahl des richtigen Anschlagmittels, die korrekte Anschlagart, die Einschätzung des Lastschwerpunkts und die sichere Führung der Last.

Welche Pflichten gehen damit einher?

Die Verantwortung eines Anschlägers ist umfassend und erfordert ständige Wachsamkeit. Zu den Kernpflichten gehören unter anderem:

  • Kontrolle der Umgebung: Sie müssen sicherstellen, dass der Schwenk- und Fahrbereich des Krans frei von Hindernissen und unbeteiligten Personen ist. Das ist Ihr Revier, Ihre Verantwortung.
  • Klare Kommunikation: Eindeutige und unmissverständliche Handzeichen oder Funksprüche an den Kranführer sind unerlässlich. Sie geben die Kommandos.
  • Überwachung des Hebevorgangs: Sie beobachten die Last während des gesamten Transports, um auf unvorhergesehene Ereignisse wie Pendeln oder Verrutschen sofort reagieren zu können.
  • Sicheres Absetzen: Ihre Aufgabe endet erst, wenn die Last sicher und stabil am vorgesehenen Ort abgesetzt wurde und die Anschlagmittel spannungsfrei sind.

Ein fundiertes Verständnis dieser rechtlichen Rahmenbedingungen und der damit verbundenen Pflichten ist für jeden Anschläger unerlässlich. Es schützt nicht nur Sie selbst und Ihre Kollegen vor Unfällen, sondern auch Ihr Unternehmen vor rechtlichen Konsequenzen. Einblicke in die relevanten Normen wie DGUV, EN und VDI geben wir Ihnen auch in unserem Überblick zu den wichtigsten Regelwerken.

Typische Fragen aus der Praxis – und die Antworten unserer Experten

Im hektischen Arbeitsalltag, wenn Zeitdruck und Routine zusammentreffen, tauchen immer wieder die gleichen Fragen rund um das sichere Anschlagen von Lasten auf. Hier geben wir Ihnen klare, praxiserprobte Antworten auf die häufigsten Unsicherheiten, die uns von Anwendern immer wieder geschildert werden.

Betrachten Sie diesen Abschnitt als Ihr kompaktes Nachschlagewerk, damit Sie auch in kniffligen Situationen immer eine fundierte und sichere Entscheidung treffen.

Was mache ich, wenn das Gewicht einer Last unbekannt ist?

Die goldene Regel lautet: Niemals schätzen! Das ist nicht nur ein gut gemeinter Rat, sondern eine eiserne Sicherheitsvorschrift. Fehlen klare Gewichtsangaben auf der Last selbst oder in den Lieferpapieren, muss der Hebevorgang sofort gestoppt werden. Informieren Sie ohne Zögern Ihren Vorgesetzten oder den Verantwortlichen auf der Baustelle.

Ein unbekanntes Gewicht ist ein unkalkulierbares Risiko. Die Last könnte deutlich schwerer sein, als Kran und Anschlagmittel verkraften. Der einzige sichere Weg ist die exakte Gewichtsermittlung.

Dafür gibt es professionelle Methoden:

  • Hersteller kontaktieren: Der einfachste Weg führt oft über den Produzenten oder Lieferanten der Last.
  • Kranwaage nutzen: Eine kalibrierte Kranwaage zwischen Haken und Last liefert ein exaktes Messergebnis.
  • Berechnung durch Fachleute: Ein Statiker oder Ingenieur kann das Gewicht anhand von Bauplänen und Materialdichten präzise berechnen.

Eine Schätzung ist keine Option – sie ist ein grober Verstoß gegen die Sicherheitsregeln. Eine Überlastung von Hebezeug und Anschlagmitteln kann zu plötzlichem, katastrophalem Materialversagen führen.

Wie oft müssen Anschlagmittel geprüft werden?

Die Prüfung von Anschlagmitteln ist kein Hexenwerk, sondern folgt einem klaren Zwei-Stufen-Prinzip, das durchgehende Sicherheit gewährleistet.

Da ist zum einen die tägliche Sichtprüfung. Diese führen Sie als Anwender vor jedem einzelnen Gebrauch selbst durch. Ein kurzer, aber kritischer Blick auf offensichtliche Mängel wie Risse, starke Abnutzungsspuren, Verformungen oder eine unleserliche Kennzeichnung. Das ist Ihre persönliche Sicherheitsroutine, die nur wenige Sekunden dauert.

Zum anderen gibt es die gesetzlich vorgeschriebene, umfassendere Prüfung. Mindestens einmal im Jahr muss jedes Anschlagmittel von einer „befähigten Person“ – also einem ausgebildeten Sachkundigen – auf Herz und Nieren geprüft werden. Das Ergebnis wird offiziell dokumentiert, oft sichtbar gemacht durch eine Prüfplakette direkt am Anschlagmittel.

Wichtig zu wissen: Bei sehr intensivem Gebrauch oder in besonders rauen Umgebungen (z. B. auf Baustellen oder in Gießereien) kann der Arbeitgeber die Prüfintervalle auch verkürzen.

Darf ich ein beschädigtes Anschlagmittel selbst reparieren?

Hier gibt es nur eine Antwort, und die ist ein klares und unmissverständliches Nein. Jegliche eigenmächtige Reparatur ist strengstens verboten. Ob es das Schweißen an einer gerissenen Kette, das Zurückbiegen eines Hakens oder das Flicken eines beschädigten Hebebandes ist – lassen Sie die Finger davon.

Solche unsachgemäßen Eingriffe zerstören die Materialstruktur und verändern die Tragfähigkeit auf unvorhersehbare Weise. Sie schaffen im Grunde eine tickende Zeitbombe.

Ein beschädigtes Anschlagmittel hat das Ende seiner Lebensdauer erreicht, es ist „ablegereif“. Es muss sofort aus dem Verkehr gezogen und klar als defekt gekennzeichnet werden. Entweder wird es vom Hersteller oder einer zertifizierten Fachwerkstatt instand gesetzt, oder es muss fachgerecht entsorgt werden, um eine versehentliche Weiterverwendung sicher auszuschließen.

Warum ist der Schwerpunkt der Last so wichtig?

Der Schwerpunkt ist der Dreh- und Angelpunkt für jeden stabilen und sicheren Hub. Stellen Sie ihn sich als den Gleichgewichtspunkt der Last vor. Die wichtigste physikalische Regel dazu lautet: Der Lastschwerpunkt muss sich beim Anheben immer exakt senkrecht unter dem Lasthaken befinden.

Ist das nicht der Fall, gerät die Last ins Wanken. Sie wird beim Anheben unkontrolliert kippen, gefährlich schaukeln oder zu pendeln beginnen. Gerade bei asymmetrischen oder ungleichmäßig schweren Bauteilen liegt es in Ihrer Verantwortung als Anschläger, die Anschlagpunkte so zu wählen, dass dieses Gleichgewicht hergestellt wird. Manchmal braucht es dafür spezielle Traversen oder unterschiedlich lange Anschlagstränge, um das auszugleichen.

Glauben Sie uns aus Erfahrung: Die falsche Einschätzung des Schwerpunkts ist eine der häufigsten Ursachen für schwere Unfälle beim Heben von Lasten.


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